Wer hätte das gedacht? Nach 22 Spieltagen thront nicht mehr der Ex-Herbstmeister Athletic Bilbao an der Spitze der Liga, sondern Espanyol Barcelona. Das Team aus Katalonien spielte sich in den vergangenen Wochen mit atemberaubenden Auftritten nach ganz oben. Mit einem Torverhältnis von 60:32 und 15 Siegen in 22 Partien stellt Espanyol die gefährlichste Offensive der Liga und untermauerte dies eindrucksvoll beim 4:1-Sieg gegen Real Sociedad. Nun belegen sie mit 46 Punkten Platz eins und begeistern Fans sowie Experten gleichermaßen.
Athletic Bilbao lässt sich allerdings nicht abschütteln. Die Basken, die lange Zeit das Klassement anführten, halten mit 44 Punkten Anschluss an die Spitze. Zwar büßte Bilbao zuletzt einige Zähler ein, bleibt aber dank der eigenen Angriffswucht (58 Tore) ein ernstzunehmender Kandidat für den Titel. Schon am nächsten Spieltag könnte sich das Blatt erneut wenden, falls Espanyol patzt und die Basken ihre Stärken ausspielen.
Dahinter tobt ein offener Kampf um die internationalen Plätze. CD Teneriffa (36 Punkte) rangiert momentan auf Rang drei, musste jedoch zuletzt Rückschläge wie das 1:2 bei RCD Mallorca oder die herbe 0:5-Klatsche gegen Espanyol verkraften. Ein echter Senkrechtstarter ist hingegen FC Getafe (35 Punkte), der sich mit überzeugenden Siegen – darunter ein 3:1 bei Las Palmas und ein 4:0 gegen Girona – in die Verfolgergruppe katapultiert hat.
Ebenso schwungvoll, wenn auch weniger konstant, präsentiert sich FC Cádiz (35 Punkte). Der einstige Tabellenführer wirkte zuletzt gehemmt und kassierte deutliche Pleiten wie das 0:4 gegen Real Sociedad und gegen Villarreal. Nun müssen die Andalusier schnell die Kurve kriegen, um ihren Ambitionen gerecht zu werden. Auch UD Almería (34 Punkte) mischt dank solider Ergebnisse im oberen Mittelfeld mit und darf weiter auf internationale Plätze schielen.
Im breiten Tabellenmittelfeld tummeln sich Traditionsklubs mit wechselhaften Leistungen. Real Sociedad und Celta de Vigo (jeweils 32 Punkte) suchen nach Konstanz, während Valencia CF (31 Punkte) und FC Girona (31 Punkte) dank zuletzt guter Resultate wieder an Boden gutmachen.
Ganz anders die Lage bei UD Las Palmas (29 Punkte) und dem FC Barcelona (27 Punkte). Beide galten vor Saisonstart als Anwärter auf die oberen Plätze, doch in dieser Spielzeit läuft wenig nach Plan. Las Palmas kassierte jüngst mehrere deftige Niederlagen in Folge, während Barça bei seiner 0:1-Heimpleite gegen Celta de Vigo erneut enttäuschte.
Am Tabellenende stehen Atlético de Madrid (26 Punkte), Villarreal (22 Punkte) und Deportivo La Coruña (15 Punkte) unter Druck. Während Villarreal mit dem 4:0 gegen Cádiz ein Lebenszeichen sendete, steht Deportivo mit der schwächsten Defensive der Liga (51 Gegentore) vor einem echten Abstiegskampf. Atlético wiederum erlebte ein Wechselbad der Gefühle und kann nicht an frühere Erfolge anknüpfen.
Fazit: Espanyol Barcelonas Offensivspektakel hat sie an die Tabellenspitze katapultiert. Doch Athletic Bilbao ist nur zwei Punkte dahinter – der Titelkampf bleibt offen. Gleichzeitig rückt das Mittelfeld immer näher zusammen, und im Tabellenkeller droht das Abstiegsgespenst Traditionsklubs wie Deportivo und Atlético de Madrid heimzusuchen. Die Spannung steigt – und die Liga bleibt so unberechenbar wie lange nicht.